ZeitGefühl

Heute ist mir deutlich geworden, wie unberechenbar Zeit ist. Oder besser gesagt, das Gefühl für Zeit.

Ich hatte heute ein Erlebnis, bei dem sich jede einzelne Sekunde gezogen hat wie altes Kaugummi. Insgesamt keine halbe Stunde kam mir vor wie Stunden. Aus Sorge, Angst und Warterei. Warten ist ein schreckliches Zeitmessgerät. Ich hasse Warten – da dauert einfach alles länger. Wenn dann noch Angst dazu kommt – böse!

Doch ein paar Stunden später ist die Zeit viel zu schnell vergangen. Eine gute Stunde hat sich angefühlt wie ein paar Minuten. Ich war glücklich und wenn es mir richtig gut geht, dann verfliegt die Zeit und ich verliere jegliches Gefühl für sie. Aus Stunden werden Minuten. Und wäre die ganze Nacht so weitergegangen, ich hätte nachher gesagt: waren doch nur ein paar Stunden.

Seltsamerweise geht es doch fast jedem so: Die schlechten Momente verlaufen in Zeitlupe und brennen sich ins Gehirn und Herz ein, ob man will oder nicht. Die wirklich schönen Momente sind immer viiiieeeel zu kurz – aber auch sie können sich ins Gehirn und ganz vor allem ins Herz einnisten, wenn man es denn zulässt und nicht alles in Frage stellt. Und sie bewusst wahrnimmt.

Zeit soll ja auch Wunden heilen. Ich finde nicht, dass Zeit wirklich Wunden heilt, sie lindert nur den Schmerz – mehr nicht. Wunden werden durch gute Momente, Zukunftspläne und großartige Menschen geheilt. Zumindest habe ich bislang die Erfahrung gemacht.

Zeit soll auch Wunder heilen. Das hoffe ich mal nicht. Denn das Wunder, das ich gerade erlebe, soll nicht „geheilt“ werden – sondern wachsen.

Und nun ist es an der Zeit ins Bett zu gehen und davon zu träumen, dass die glücklichen Momente einfach so oft eintreten werden, dass die Zeit nicht mehr so eine große Rolle spielt.

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